Mit Simin Soraya
Regie Frank Heuel
Raum Eduardo Serù
Musik Gregor Schwellenbach
Kostüme/Video Annika Ley
Dramaturgie Svenja Pauka
Produktion fringe ensemble
Küproduktion theaterimballsaal, Bonn
Förderer Stadt Bonn, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
fringe ensemble (Bonn)
von Anton Tschechow
Nach Moskau! Nach Moskau! So klingt das bessere Leben. Der Lockruf für Theatergenerationen aus Tschechows Komödien-Tragödie Drei Schwestern. Auf in die Möchte-gern-Metropole, oder: überall ist es besser, wo wir nicht sind. Aber die Traum-Frauen sitzen im Provinznest und verfehlen das Hier und Jetzt, irgendwo zwischen Heim- weh und Herzbegehr. Lebst du schon, oder liebst du noch? Unglücklich, versteht sich. Äußerlich passiert nicht viel, innen tobt das Mögliche. In Mascha, Irina und Olga spiegelt sich ein zeitloser Zustand ohne Zukunft: Die große Illusion. Jetzt holt Regisseur Frank Heuel mit seinem fringe ensemble das Stück ins Heute. Und verdichtet das ganze Drama auf nur eine Dame. Tschechow Redux. Ein Solo, kein Monolog. Die furiose Simin Soraya spielt drei Schwestern. Und ein Dutzend weiterer Figuren. Wandert vielstimmig durch den Text, sucht Nähe und Distanz in diesem Wunsch-Konzert mit Musik-Collage. Das gesammelte Sehnen in 70 Minuten. Der Glücksfall einer intelligenten Klassiker-Übersetzung.
“… ein Solo, aber kein Monolog. Fast alle Figuren aus Tschechows Stück tauchen auf in Simin Sorayas wunderbar differenzierter Darstellung. … Jeder Akt in diesem Spiel vom ewigen Wünschen hat seinen ganz eigenen Rhythmus und eine theatrale Spannung, die die Zufälligkeit der Ereignisse in Tschechows Stück aus einem weiblichen Blickwinkel neu beleuchtet. Simin Soraya macht daraus ein vielstimmiges Konzert widersprüchlicher Visionen davon, warum wir leben und leiden. Sie lässt dabei brüchiges Pathos ebenso zu wie energische Wut und Lebenslust. Unbedingt sehenswert!”
General-Anzeiger Bonn, E. Einecke-Klövekorn, 15.01.2011