Das Theater im Pumpenhaus war der Beginn einer neuen Ära der Kultur in der Stadt Münster. Jahrzehnte vorher war das Haus schon einmal ein Symbol für den Aufbruch in die moderne Zeit.
Das ehemalige Kanalwasserpumpenwerk wurde 1901 gebaut. Die städtischen Abwässer mussten in die Rieselfelder im Norden geleitet werden, das geschah mit Hilfe des Pumpenwerks. Damit ist das Haus ein bedeutendes Zeugnis einer Zeit, als die ersten Entsorgungseinrichtungen installiert wurden und Münster zur Großstadt heranwachsen konnte. Das Haus ist aus Ziegelstein gebaut, verputzt und mit Fachwerk ausgestattet. „Sachlicher Reformstil“ heißt es bei der städtischen Denkmalbeh&¨rde. Das Pumpenhaus gehört neben dem Pumpwerk Hohe Ward im Süden der Stadt, dem Wasserturm „Auf der Geist“ und den Rieselfeldern zu der aufwändigen Ver- und Entsorgungseinrichtung, die vor über hundert Jahren in der rasch wachsenden Stadt entstand. Die Pumpenhalle und Dienstwohnungen fanden hier unter einem Dach Platz. Typisch für die Zeit ist, dass das Äußere dieser Einrichtung ein „malerisches Gewand“ haben sollte. Die Zuschauer im Theater sind immer wieder fasziniert von der eindrucksvollen Deckenkonstruktion. Die Holzbinder in der ehemaligen Pumpenhalle liegen auf Sandsteinkonsolen in der Ästhetik des Jugendstils. Anfang der 70er Jahre wurde das alte Pumpenhaus durch einen Neubau mit Zentralpumpwerk ersetzt.
1983/84 begannen die umfangreiche Restaurierung und der Umbau mit dem Wintergarten. Anfang der achtziger Jahre schlossen sich sieben Schauspielgruppen zur freien Theaterinitiative, der TIM, zusammen. Mit der ?nanziellen Unterstützung von Land und Stadt entwickelte sich das Theater im Pumpenhaus. Das Off-Theater hatte ein Zuhause gefunden. Die ehemaligen „TIMs“ arbeiteten mit Herzblut an ihrem Traum.
Sie bekamen das Nutzungsrecht für das alte Abwasserpumpenwerk, mussten aber im Gegenzug selbst renovieren. Achtzehn Monate lang rackerten sie, stemmten Wände und klopften Steine. Sie kannten das hundert Jahre alte Gebäude bis in den kleinsten Winkel und Stein. Quer durch die Räume gingen dicke Eisenrohre. Selbst Pro? ? rmen weigerten sich, diese zu entfernen. Also ?exten die künstlerischen Sanierer das Eisen eigenhändig heraus. Amtlicherseite drohte die Verfügung, die Wasserpumpen aus Denkmalschutzgründen nicht zu entfernen. Die Konsequenz wäre gewesen, dass die Pumpen mitten im Theaterraum gestanden hätten. Ein Bühnenbild mit riesigen blauen, sperrigen Pumpen – und das bei jeder Inszenierung. Die Vorstellung sorgte für allerhand Kopfzerbrechen. Die Denkmalschützer hatten ein Einsehen und die Renovierer eine zentnerschwere Last – denn sie mussten die Pumpen selbst nach draußen wuchten. Dort sind die Pumpen übrigens noch immer zu sehen, und zwar auf dem Weg zum Parkplatz.