MA·KE (Münster)
Im Rahmen der Reihe:
Unbändige Dichterinnen
»Guten Abend mein Herr, wie geht es Ihnen? Heim ins Grab, denn heute weht ein Regen«. Mit derlei leuchtenden Anagrammen hat Unica Zürn die Buchstaben tanzen lassen. Bis die Wörter ihr verborgene Wahrheiten zurückgaben. Der Antrieb ihrer Suche: in Poesie und Prosa bis zum Innersten vorzudringen. Auch wenn es ihr, der psychisch Kranken, das Äußerste abverlangte.
Regisseur Manfred Kerklau entfacht das Feuer der Zürn für die Bühne. Mit einem gewaltigen Monolog. Schauspielerin Gabriele Brüning verwandelt sich der Berliner Dichterin an, die in Paris von den Surrealisten umschwärmt war. Und sich 1970 das Leben nahm. Künstlermalaise, Genie und Wahn? Viel mehr als das. Brünings Spiel hat Vulkanwucht. Furios, wie sie sich schutzlos in die Klüfte der Schizophrenie wirft. Gegen das Stigma der Krankheit anstürmt. Und den Bevormundungsversuchen mit der geballten Macht ihrer Sprache trotzt. Ein Solo zwischen Strahlkraft und Finsternis. Ein Abend, der sich anfühlt wie ein Barfußlauf über Rohdiamanten.