Monster Truck
Hereinspaziert zur Völkerschau! Sie sehen heute: das wahre Leben der Mongolen. Machen Sie sich gefasst auf furchterregende, rauflustige Steppenreiter. Und einen Abend voller Widerhaken. Das Gießener Kollektiv Monster Truck provoziert in seiner Performance Dschingis Khan gleich mehrfach die Darf man das?-Reflexe des Publikums. Drei Schauspieler mit Down-Syndrom – Menschen also, die man früher Mongoloide nannte – spielen Mongolen. Geben unter grotesker Zottelperücke fernöstliche Krieger, die ihre Feinde auffressen (zermatschte Melonen) und sich an gegorener Stutenmilch berauschen (H-Milch mit Sekt).
Unkorrekter geht’s wohl kaum. Ist das ein Menschenzoo in übelster Kolonial-Manier? Behinderten-Verhöhnung der Monster Truck-Regisseure, die vom Bühnenrand aus die Show anleiten? Oder wissen die Performer, Mitglieder des Berliner Theaters Thikwa (hebräisch für Hoffnung), was sie tun? Dschingis Khan verweigert den pädagogischen Beipackzettel. Die Inszenierung spielt mit Erwartungen, bricht den Blick. Sarkastisch, bissig und erhellend. Sind die Spieler autonome Künstler? Oder Projektionsfläche für unsere Vorstellung vom ach so Authentischen? Große Verwirrung im Diskriminierungs-Diskurs. Erst recht, wenn einer der Monster Truck-Macher, selbst gehandicapt, sich vom Behindertentheater distanziert. Am Ende gehört das Feld ganz den falschen Mongolen. Die schießen Totenschädel ins Publikum. Und haben einen Mordsspaß.
Sehen Sie selbst!
VON UND MIT Sabrina Braemer, Jonny Chambilla, Manuel Gerst, Sahar Rahimi, Oliver Rincke, Mark Schröppel, Ina Vera
DRAMATURGIE Marcel Bugiel
MUSIK Mark Schröppel
PRODUKTIONSLEITUNG ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
PRODUKTIONSASSISTENZ Alisa Hecke
KÜNSTLERISCHE MITARBEIT Matthias Meppelink
PRODUKTION Monster Truck
KOOPERATION Theater Thikwa
KOPRODUKTION Theater im Pumpenhaus Münster, FFT Düsseldorf, Sophiensaele Berlin, Ringlokschuppen Mülheim
FÖRDERER Regieren der Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Kunststiftung NRW, Kultursekretariat NRW, Rudolf Augstein Stiftung, LAG Soziokultureller Zentren NRW und den Fonds Darstellende Künste