Kathrin Passig
Das Germanistische Institut der Uni Münster setzt seine Poetikdozentur fort: Die Autorin, Journalistin und Bloggerin Kathrin Passig, die u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt (2006) und den Johann-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay (2016) verliehen bekam, wird in diesem Herbst drei öffentliche Vorlesungen halten mit dem Titel Das arme Internet: Wie es eine ganz neue Literatur hervorbringen sollte und was es stattdessen macht sowie in einer Late-Night-Lesung im Pumpenhaus aus ihren Werken vortragen.
Das arme Internet: Seit Jahrzehnten soll es eine ganz neue Literatur hervorbringen, und seit Jahrzehnten weigert es sich nicht nur, sondern steht dem Hervorbringen von Romanen sogar aktiv im Weg. Darauf hat Jonathan Franzen gerade wieder in seiner Rede zur Entgegennahme des Frank-Schirrmacher-Preises hingewiesen. Um diese Geschichte des Scheiterns geht es im ersten Teil der Poetikdozentur. Der zweite handelt von der Frage, ob in dieser Zeit vielleicht etwas ganz anderes entstanden ist. Im dritten werden die Schreibenden betrachtet. Sind es andere Menschen mit anderen Schreibtechniken als die, die ihre Romane handschriftlich oder an der Schreibmaschine verfasst haben? – Münster kann sich auf drei Abende lebendiger Gegenwartsliteratur freuen!
Kathrin Passig (* 1970) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten, haben neue Maßstäbe sowohl im Bereich der Essayistik als auch in der Literaturkritik gesetzt, unter anderem durch die Gründung der ‚Zentralen Intelligenz Agentur‘ und die Erfindung der ‚Automatischen Literaturkritik‘ per ‚Riesenmaschine‘. Ihr Sieg in Klagenfurt 2006 war eine Sensation. Sie hat u.a. mit Holm Friebe, Wolfgang Herrndorf und Sascha Lobo zusammengearbeitet, ist auch als Übersetzerin bekannt (u.a. der „Chronicles“ des Literaturnobelpreisträgers Bob Dylan) und kann programmieren. Sie ist Mitautorin eines „Lexikons des Unwissens“, eines Ratgebers „Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin“ und eines Handbuches für Sadomasochisten. Zu ihren jüngsten Publikationen zählen „Standardsituationen der Technologiekritik“ (Suhrkamp: Berlin 2013) und eine 5481-seitige E-Book-Ausgabe des „Techniktagebuch“-Gemeinschaftsblogs (2017).