Silvia Jedrusiak
– ein polychromes Triptychon aus Theaterstück, Ausstellung und Fotografien
Theaterstück – Das „Biotop“:
Mit dem Begriff Gartenschau verbinden sich Assoziationen von blühenden Parklandschaften, gebuchsbaumten Stadträndern und Tulpenmeeren. Und was hat es mit der ELTERNSCHAU auf sich? Anschauungsobjekt in diesem theatralen Biotop ist die Gattung Eltern. Goldgräbergleich wird mit bloßen Händen nach dem vermeintlichen Glück der Elternschaft gebuddelt und in der Tiefe gescharrt. Im Spannungsfeld zwischen Seligkeit, Erfüllung, den Tücken der eigenen Ansprüche und vorhöllischer Erschöpfung, tut sich das wahre Leben auf. Inklusive der Blessuren und Abgründe im Kosmos von Brutpflege und Aufzucht. Im experimentellen Spiel mit idealtypischen Situationen, als auch ungeschönten emotionalen Grenzgängen, schöpft Regisseurin Silvia Jedrusiak mit ihrem internationalen Ensemble aus dem Vollen des Elterndaseins. Es entstehen sinnliche Bilder, die sich nicht scheuen, auch die brachialen Gefühle und Energien von Eltern und Kinderlosen blank zu ziehen.
Das Melodram der Selbstzerfleischung, das Zerren und Ringen darum, selber noch zu wissen, wie man heißt, der ersehnte Luxus, alleine atmen zu dürfen, der Stolz auf das selbst erzeugte, natürlich prächtige Kind, engelsgleich – wenn es denn mal schläft….. .
In dieser Inszenierung, die exemplarisch den Blick freischaufelt auf die Ambivalenzen des vielgepriesenen Elternglücks, agieren zwei Physical Theatre-Darsteller, eine Maskenspielerin und ein Schauspieler. Die ELTERSCHAU versucht sich im künstlerischen Kalibrieren des tapferen Weiterliebens, trotz Eingeständnis der eigenen Fehlbarkeit mit Spitzhacke und überlaufendem Herz.
Ein tragikomischer, befreiender und packender Ritt ins Elterndasein.
Presse (WN, 20.9.2016) – „Ein originelles Kunst-Stück, wohltuend ironisch und ganz nah dran…“
Eine von vielen begeisterten Zuschauerstimmen: „Ein echtes Juwel hat Silvia Jedrusiak da geschaffen! Aufs Wesentliche reduziert, ohne falsche Sentimentalität und mit ästhetischer Punktlandung geht das Ding volle Kante in den Bauch.“
Mit Carola Bärtschiger, Gloria Iberl-Thieme, Matthias Maat, Stefan Názay Regie/Konzept/Produktionsleitung Silvia Jedrusiak Dramaturgie Peter Wallgram Regieassistenz Janna Grasemann, Mareike Fiege Choreografie Christina Flick, Judit Abegg Musik Ata Güner Bühne H2S2 Kostüme Elisa Pelkmann Maskenbau Judith Mähler Lichtkonzept Johannes Sundrup PR Rita Roring Fotos Erich Saar Projektbegleitung Monika C. Müller Dank an Die Forschungsgruppe (siehe Programmheft) Eine Produktion von Silvia Jedrusiak in Koproduktion mit Theater im Pumpenhaus in Kooperation mit Fachhochschule Münster / Fachbereich Design (MSD – Münster School of Design) und der HFS Ernst Busch Berlin / Studiengang Puppenspiel Förderer Kulturamt der Stadt Münster, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen Unterstützt von dm (Drogeriemarkt), Cibaria, Kreativ-Haus e.V., Gartencenter Schrieverhoff
Die Ausstellung Labor im Basement des Theaters thematisiert die Frage, ob es eine Anleitung für perfektes Elternsein gibt, wie es in vielen Elternratgebern suggeriert wird. Durch den Vergleich des Wachstumszyklus einer Tomatenpflanze mit den Lebensphasen, die Eltern durchlaufen, wird dem Besucher ein erster Einstieg in die Thematik gegeben. Jede Phase hat ihre eigenen Anforderungen und Schwierigkeiten, Faktoren wie Zeit, Familie und Beruf, Selbstverwirklichung, Selbst- und Fremdbilder, Partnerschaft, Scheitern und Grenzerfahrungen spielen eine Rolle. Der Besucher wird teilweise interaktiv dazu aufgefordert sich mit Wunsch und Realität des Elternseins auseinanderzusetzen.
Unter dem Titel Herbarium wird im Foyer des Theaters eine umfangreiche fotografische Sammlung verschiedenster Elterntypen gezeigt. In Anlehnung an die Form des klassischen »Herbarium« soll eine Vergleichbarkeit der verschiedenen Realitäten und Lebensentwürfe verdeutlicht werden.