SIGNATUREN // Jan Decorte – Much Dance

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Deutsche Erstaufführung / Theater/Tanz // Fr 21. + Sa 22.11.2014, 20.00 Uhr

Festival SIGNATUREN | Jan Decorte

Brüssel
Much Dance

In seiner Heimat genießt der Mann seit Jahrzehnten einen soliden Ruf als Theaterverwüster. Enfant Terrible. Genialer Narr. Fakt ist: der Belgier Jan Decorte zählt zu den Großen der flämischen Welle, die in den 80ern über die Theaterlandschaft kam. Und keinen Klassiker verstaubt zurückließ. Decorte hat damals Werke von Shakespeare oder Aischylos radikal entschlackt. Dass der Regisseur international nicht so bekannt wurde wie seine Mitwellenreiter Jan Fabre oder Jan Lauwers, liegt an gewissen schicksalhaften Wechselfällen seiner Biografie. Am fehlenden eisernen Vorhang, der die Aufführung seiner „Hamletmaschine“ 1981 in Avignon verhinderte. Am psychischen Zusammenbruch, der später seine Nachdichtung der Orestie auf Eis legte. Schillernde Persönlichkeit ist Decorte (zwischendrin auch mal TV-Moderator und Parlamentsabgeordneter) dabei immer geblieben. Streitbarer Künstler sowieso. Entsprechend gespannt erwarten wir seine jüngste Produktion Much Dance! Das zweite Tanzstück seiner Karriere. Klar, Decorte hat schon mit Größen wie Anne Teresa De Keersmaeker zusammengearbeitet. Aber erst mit Tanzung (2010) ganz vom Text gelassen. Much Dance (wieder mit seiner langjährigen Muse und Ehefrau Sigrid Vinks) erzählt die außergewöhnliche Liebesgeschichte zweier Paare verschiedener Generationen. Was Decorte schon mal klarstellt: es wird keine trainierten Körper geben. Keine virtuose Tanzgrammatik. Stattdessen: Musik. Bilder. Anarchie der Bewegung. Und die stockende Schönheit des Scheiterns.

Nach der Aufführung am Fr, 21.11.:
Johan Reyniers im Gespräch mit Jan Decorte
Der belgische Multitheaterexperte Johan Reyniers begann seine Karriere als Dramaturg und Direktor der Institution für zeitgenössischen Tanz Klapstuk in Leuven. 1998 wurde er künstlerischer Leiter des legendären Kaaitheaters. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Haus zum Hotspot des zeitgenössischen Theaters. Künstler, die daraus hervorgingen sind u.a. Boris Charmatz, Jérôme Bel, Emio Greco und Raimund Hoghe. Seit 2008 ist Johan Reyniers Chefredak-teur von Etcetera, der Zeitschrift für aktuelle darstellende Künste.


SIGNATUREN – Handschriften für das Theater der Gegenwart

vom 1. – 30. November

Manche Künstler haben Ideen. Andere haben eine Handschrift. Eine, die das Theater geprägt hat und prägt. Die unverwechselbar ist. Die sich nicht nach Moden richtet, sondern Maßstäbe setzt. Mit dem Festival Signaturen präsentieren wir im November sechs solcher Künstler und Gruppen. Einmal quer durch Europa. Eingeladen sind das Attis Theatre von Theodoros Terzopoulos. Der in London lebende Italiener Franko B. Der Niederländer Chaim Levano. Der Flame Jan Decorte. Das Berliner Kollektiv Rimini Protokoll. Und der westfälische Wahlberliner Thorsten Lensing. Sie alle haben im Pumpenhaus schon ihren Stempel hinterlassen. Theatersternstunden beschert, die sich uns unauslöschlich ins Gedächtnis eingeschrieben haben. Für diese Könner halten wir jetzt vier Wochen lang den gewohnten Betrieb an. Sind ausnahmsweise mal nicht Entdecker, sondern Bestärker des Bewährten. Fallen aus der Zeit und geben die Bühne frei für junge alte Meister. Gerahmt von Lesungen, Künstlerporträts und Publikums-Diskussionen. Das Programm bietet starke Aufführungen. Nicht Recherchen oder Versuchsanordnungen. Ästhetisch ganz von heute. Getragen von der Liebe zum alten Medium. Das Theater ist ja immer auf der Jagd nach dem neuesten Trend. Hype, Hype, Hurra! Wir treten einen Schritt zurück und zeigen Erneuerer, die gekommen sind, um zu bleiben. Wir wollen Theaterereignisse. Nicht mehr und nicht weniger. Lassen Sie sich anstecken von unserer Leidenschaft für prägende Handschriften.

Das Festival Signaturen ist eine Koproduktion vom Theater im Pumpenhaus und der Kunsthalle Münster und wird unterstützt von der Kunststiftung NRW.

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Mit
Jan Decorte, Benny Claessens, Risto Kübar, Sigrid Vinks
Regie/Text
Jan Decorte
Text/Licht
Jan Decorte, Luc Schaltin
Bühne
Jan Decorte, Johan Daenen
Kostüme
Jan Decorte, Sigrid Vinks, Sofie D’Hoore
Produktion
Jan Decorte/ Bloet
Koproduktion
Theater Pumpenhaus Münster, Münchner Kammerspiele, Kaaitheater Brüssel
Foto
Peter D’Huys

20,- / erm. 14,- €