SIGNATUREN // Chaim Levano – Gesellschaft

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Audioinstallation, Neufassung // Mi 12. + Do 13.11.2014, 20.00 Uhr

Festival SIGNATUREN | Chaim Levano

Amsterdam
Gesellschaft

Der Raum versinkt im Dunkeln. Eine Stimme hebt an. „Er sah das Licht der Welt an dem und dem Tag“. Zuschauer sind hier verloren. Gefragt sind Zuhörer. Bereit, sich in den Wortstrom fallen zu lassen. In Becketts spätem Prosatext Gesellschaft blickt ein Mensch auf sein Leben zurück. Sein Gedächtnis spricht zu ihm. Bringt Momente, Anekdoten, Aphorismen zurück: „Besser vergebliche Hoffnung als gar keine“. Der Niederländer Chaim Levano hat daraus ein Hörstück gemacht, das legendär geworden ist. Anfang der 90er fürs Beckett-Festival in Den Haag entstanden. Schon bald darauf im Pumpenhaus zu sehen. Bis heute eine der maßgeblichen Beckett-Adaptionen. Dabei genügen dem Theatermacher einfachste Mittel. Ein paar Podeste fürs Publikum. Eine Reihe im Raum verteilter Lautsprecher. Die eigene Stimme vom Band. Damit trifft der Regisseur Beckett ins Mark. In Gesellschaft geht es um die Entstehung von Welt durch Sprache. Der Niederländer macht daraus einen Theatervorgang. Mit nichts als Worten. Große Kunst! Levano, Jahrgang |38, ist ja der bedeutendste Protagonist des holländischen Avantgarde-Theaters. Über Jahrzehnte Pionier. Schon früh hat er Randfiguren der experimentellen Kunst für sich entdeckt. Italienische Futuristen. Russische Oberiu-Gruppe um Daniil Charms und Alexander Wwedenski. Gertrude Stein. Kurt Schwitters. Hat ihre Texte mit ganz eigener Musikalität belebt. Radikaler als mit Beckett aber lässt sich das Leben nicht befragen. „Du bist“, heißt es am Ende, „wie eh und je allein“. Licht an. Das Theater hat uns die Augen geöffnet.


SIGNATUREN – Handschriften für das Theater der Gegenwart

vom 1. – 30. November

Manche Künstler haben Ideen. Andere haben eine Handschrift. Eine, die das Theater geprägt hat und prägt. Die unverwechselbar ist. Die sich nicht nach Moden richtet, sondern Maßstäbe setzt. Mit dem Festival Signaturen präsentieren wir im November sechs solcher Künstler und Gruppen. Einmal quer durch Europa. Eingeladen sind das Attis Theatre von Theodoros Terzopoulos. Der in London lebende Italiener Franko B. Der Niederländer Chaim Levano. Der Flame Jan Decorte. Das Berliner Kollektiv Rimini Protokoll. Und der westfälische Wahlberliner Thorsten Lensing. Sie alle haben im Pumpenhaus schon ihren Stempel hinterlassen. Theatersternstunden beschert, die sich uns unauslöschlich ins Gedächtnis eingeschrieben haben. Für diese Könner halten wir jetzt vier Wochen lang den gewohnten Betrieb an. Sind ausnahmsweise mal nicht Entdecker, sondern Bestärker des Bewährten. Fallen aus der Zeit und geben die Bühne frei für junge alte Meister. Gerahmt von Lesungen, Künstlerporträts und Publikums-Diskussionen. Das Programm bietet starke Aufführungen. Nicht Recherchen oder Versuchsanordnungen. Ästhetisch ganz von heute. Getragen von der Liebe zum alten Medium. Das Theater ist ja immer auf der Jagd nach dem neuesten Trend. Hype, Hype, Hurra! Wir treten einen Schritt zurück und zeigen Erneuerer, die gekommen sind, um zu bleiben. Wir wollen Theaterereignisse. Nicht mehr und nicht weniger. Lassen Sie sich anstecken von unserer Leidenschaft für prägende Handschriften.

Das Festival Signaturen ist eine Koproduktion vom Theater im Pumpenhaus und der Kunsthalle Münster und wird unterstützt von der Kunststiftung NRW.

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Inszenierung
Chaim Levano, Fleur den Uyl
Stimme
Chaim Levano
Ton/Licht
Paul Bilars
Übersetzung
Elmar Tophoven
Koproduktion
Theater im Pumpenhaus Münster
Foto
De Wassen Neus / For Fake’s Sake

www.chaimlevano.nl

15,- / erm. 10,- €