16.10.2007 – Skol – Cactus Junges Theater

Pressespiegel

 

16.10.2007 – 12.10.2007
Skol – Cactus Junges Theater

Es ist eine gängige Praxis, Missstände mit klugen Sprüchen wegzureden. „Alkohol macht die Birne hohl“ ist ein solcher Spruch. Das ist gut gemeint, funktioniert in der Regel aber nicht, weil solche Sätze ihre Pädagogik wie eine Fahne vor sich hertragen. Und billige Pädagogik ist so ziemlich das Letzte, wofür Jugendliche, die zur Flasche greifen, empfänglich sind. Insofern ist es konsequent, wenn sie den Spruch durch endlose Wiederholung ins Absurde treiben.
In „Skol“ setzt sich das Cactus-Theater mit Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen auseinander. Regisseur Harald Redmer hat Betroffene interviewt und aus den Texten ein Theaterstück gemacht, das in seiner Ausführung ungemein witzig daherkommt, dem Thema aber trotzdem nicht den Ernst nimmt. Dass diese Gratwanderung gelingt, liegt zum einen an der unorthodoxen Herangehensweise, zum anderen am herrlich ironischen Spiel der jungen Darsteller.
Falsches Pathos, das den Zugang zur Wirklichkeit verstellen würde, kommt hier ebenso wenig vor wie ein moralisch erhobener Zeigefinger. Die Schauspieler sprechen die Texte teils im Chor, teils in verfremdeter Rhythmik und immer ohne feste Rollenverteilung. Dadurch entsteht eine kritische Distanz, die den Kopf für sein eigentliches Geschäft freimacht: das Verstehen. Berichte vom Alkohol als Schrittmacher in Sachen Liebe oder als Problemlöser in Zeiten der Globalisierung bekommen so eine ganz andere Dimension.
Da Theater aber auch eine sinnliche Angelegenheit ist, glänzt das Ensemble mit musikalischen und tänzerischen Einlagen. Die Theke wird zur Puppenbühne, aus den Namen von Cocktails machen sie konkrete Poesie und aus Gene Kelly’s „Singing in the Rain“ eine gymnastische Übung.